Wer, wie, was … wieso, weshalb, warum …
— Wer nichts sagt …

Wie kann ich damit umgehen, wenn die Freundin im Gespräch ständig auf ihr Handy schaut oder der Kollege einem im Meeting immer ins Wort fällt? 

Auch vermeintlich kleine Situationen des Alltags erzeugen negative Gefühle wie Ärger und Frust. Diese Gefühle werden dann häufig entweder stillschweigend unterdrückt oder entladen sich ungefiltert in Vorwürfen. Allerdings führen beide Bewältigungsstrategien nicht dazu, dass sich die gemeinsame Zeit mit der Freundin oder dem Kollegen positiv ändert. Ein klares Feedback zu formulieren, ohne Menschen zu verletzen oder einen Streit zu verursachen, ist für viele Menschen schwierig. Kritik kann aber verständlich sein und ein konstruktives Gespräch anstoßen.
Das folgende 1x1 hilft dir deine Kritik vorzubereiten und passend zu formulieren: 

1 x zeitnah

Wähle einen ruhigen aber zeitnahen Moment aus. Achte darauf, dass keine anderen Personen dabei sind. Die meisten Menschen fühlen sich bloßgestellt, wenn sie in Gegenwart anderer kritisiert werden und reagieren mit Abwehr und Rechtfertigungen.

1 x ich

Das Verhalten des Anderen hatte auf dich eine bestimmte subjektive Wirkung. Diese Wirkung kann jedoch von deinem Gegenüber nicht gewollt gewesen sein. Es geht nicht darum wie die Situation wirklich war, sondern wie du sie erlebt hast. Formuliere wie das Verhalten auf dich gewirkt hat. Bleibe sachlich, konkret und verwende möglichst viele “Ich-Aussagen” anstelle von allgemeinen Äußerungen. Was hat das Verhalten in dir ausgelöst? Wie hast du es interpretiert? 

1 x positiv

Manchmal steckt hinter einem irritierenden Verhalten auch etwas Positives. Versuche es zu entdecken und bennene es, um deinem Gegenüber Verständnis und Wertschätzung zu signalisieren. Zum Beispiel könnte man der Freundin, die immer auf ihr Handy schaut, sagen: “Ich schätze es sehr, dass du für deine Freunde immer erreichbar bist und mir schnell zurück schreibst. Aber...”

4 x w

Das Herzstück deiner konstruktiven Kritik sind die 4 W’s: Wann, Was, Wirkung, Wunsch.

Wann? Allgemeine Kritik ist nicht zielführend, da vage Beschreibungen meistens Rechtfertigungen provozieren. Beziehe dich in der Konversation auf eine konkrete Situation. Sei dabei möglichst konkret und benenne den Zeitpunkt. Zum Beispiel: “Im Meeting letzte Woche Donnerstag. Als ich die Präsentation vor der Teamleitung gehalten habe ... ” 

Was? Beschreibe was du beobachtet hast und vermische die objektiven Fakten nicht mit deinen Interpretationen und Emotionen. Kritik sollte sich immer auf die konkrete Handlung einer Person beziehen und nicht auf ihre/seine Persönlichkeit oder seine Eigenschaften. Ansonsten fühlen sich Menschen schnell persönlich angegriffen und sind nicht offen für ein Gespräch. Vermeide Formulierungen wie: “Du warst aggressiv und hast mich bloßgestellt.” Benenne besser was du gehört und gesehen hast: “... bist du mir ins Wort gefallen, als ich meine Präsentation gehalten habe und hast laut geäußert, dass du meine Herangehensweise für Blödsinn hältst.”

Wirkung? Nachdem klar ist auf was du dich beziehst, kannst du deutlich machen was das Verhalten in dir ausgelöst hat. Achte darauf in Ich-Aussagen zu sprechen. Besser als “Du hast mich bloßgestellt” ist: “Dadurch habe ich mich in der Situation bloßgestellt und angegriffen gefühlt. Ich habe dein Verhalten als unhöflich und aggressiv empfunden.”

Wunsch! Konkretisiere anschließend einen Wunsch und eröffne deinem Gegenüber die Möglichkeit mit dir über die Zukunft ins Gespräch zu kommen: “Ich schätze es, dass du ehrlich bist und deine Meinung äußerst (positiver Kern), aber ich wünsche mir in Zukunft eine andere Art und Weise so etwas zu besprechen und zu diskutieren. Wie können wir aus deiner Sicht solch eine Situation in Zukunft vermeiden?” 

Anleitung für konstruktive Kritik

üben + üben + üben

Sei dir darüber bewusst, dass Gesagtes nie eindeutig ist und Missverständnisse die Regel und nicht die Ausnahme sind (Kommunikationsquadrat *). Stell im besten Fall am Ende des Gesprächs sicher, was dein Gegenüber verstanden hat und was er/sie in Zukunft anders machen will.  Zum Beispiel, in dem du darum bittest das Besprochene zusammenzufassen: “Ich möchte Missverständnisse in Zukunft vermeiden, deshalb möchte ich sicher gehen, dass wir beide mit der gleichen Idee aus dem Gespräch herausgehen. Könntest du nochmal aus deiner Sicht beschreiben was wir besprochen haben?”

Es ist ungewohnt andere zur Wiederholung aufzufordern, aber es stellt klar, ob es noch weiteren Gesprächsbedarf gibt. Nutze dieses Schema für deine Vorbereitung, spreche deine Kritik laut vor dir oder am besten anderen aus.  Je mehr Übung man hat, desto leichter wird es.  

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