March 26, 2019

Von Heimatlosen und Weltbürgern

“Das letzte mal als ich Weihnachten bei meinen Eltern war und alte Freunde getroffen habe, da habe ich es gemerkt. Ich gehörte einfach nicht mehr dazu.” Seit fünf Jahren lebt Thomas nun nicht mehr in Deutschland und besucht die Heimat nur einmal im Jahr. “Ich arbeite einfach viel und habe weniger Urlaubstage als in Deutschland.” Bereut hat er seine Entscheidung nach Kanada zu gehen trotzdem nicht – auch wenn er seinen Platz noch finden muss.

heimatlos

Was Thomas erlebt, ist nicht selten unter Expats, Auswanderern oder digitalen Nomaden – der Verlust der Zugehörigkeit, Heimatlosigkeit, bis hin zur Haltlosigkeit. Diese Gefühle werden besonders unter den third culture kids (*) diskutiert. Also Menschen, die die meiste Zeit ihrer Kindheit nicht in der Kultur oder dem Heimatland ihrer Eltern verbracht haben.

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March 7, 2019

Leben im Ausland: von Honeymoon bis Kulturschock

Top 3 Herausforderungen für Expats: Teil 3

Das Leben im Ausland kann sehr herausfordernd sein. In dieser Serie findest du die – aus meiner Sicht – Top 3 Stressoren für Expats und Wege, wie man damit umgehen kann: Teil 3 Kulturschock.

“Andere Länder, andere Sitten” eine Erkenntnis, die wahrscheinlich alle erlangen, die reisen – so einfach und doch so wahr. Nach einer längeren Abwesenheit, können allerdings auch die Sitten der eigenen Heimat zum Kulturschock werden. Dabei fängt alles so rosig an. Doch das Hin und Zurück kann einer Achterbahnfahrt gleichen – Bauchkribbeln in den Höhen und schwindelerregende Talfahrten.

Achterbahnfahrt

Dass Menschen während eines Auslandsaufenthaltes, verschiedene emotionale Phasen erleben, beschrieb Oberg (*) schon 1960. Der Beginn wird als Honeymoon-Phase bezeichnet. Der neue Lebensort ist aufregend, es gibt eine Menge zu entdecken und die neue Kultur ist faszinierend und inspirierend. Es werden einige – häufig oberflächliche – Beziehungen geknüpft. Auf den Gipfel des Aufstiegs ist der Ausblick wundervoll, es scheint alles möglich zu sein.

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March 6, 2019

Notfallkoffer

Deine Erste-Hilfe für den emotionalen Notfall

Für die meisten darf eine Tasche mit wichtigen Medikamenten, Pflastern etc. im Reise-Gepäck nicht fehlen. Auf körperliche Notfälle scheinen wir uns gut vorzubereiten, die emotionalen vernachlässigen wir aber oft. Dabei kann man auch einen Erste-Hilfe-Koffer für düstere Tage packen. Wichtig ist dabei, dass du ihn vorbereitest, wenn es dir gut geht. Denn in einem Tief fehlt meistens der Antrieb und ein Tunnelblick verhindert, dass wir uns auf solch eine Aufgabe konzentrieren können.
Dein Koffer kann vielfältig und sehr individuell sein. Neben ein paar Dingen, die man kaufen kann, beinhaltet er auch Listen und Aufgaben, die du erstellst:

Nimm die eine schöne Kiste, Box oder Tasche und befülle sie mit mit deinen Wohlfühl-Helfern: einer Kerze, einer Badekugel, einem Glücksbringer etc.
Schreibe dir danach einige Ideen und Aufgaben auf, die dir in einer akuten Krise helfen können:

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February 19, 2019

Einsamkeit: gestrandet auf der Trauminsel

Top 3 Herausforderungen für Expats: Teil 2

Das Arbeiten im Ausland kann sehr herausfordernd sein. In dieser Serie findest du die – aus meiner Sicht – Top 3 Stressoren für Expats und Wege, wie man damit umgehen kann: Teil 2 Einsamkeit.

Im zweiten Teil geht es um ein tief sitzendes Gefühl: Einsamkeit.
Wir sind biologisch darauf ausgerichtet mit anderen zu interagieren. Ergebnisse der positiven Psychologie zeigen, dass die glücklichsten Menschen vor allem sehr sozial leben (*). Denn, wenn wir von uns geliebten Personen umgeben sind, wird das Bindungshormon Oxytocin ausgeschüttet und unser Belohnungssystem wird aktiviert (*). Dadurch sinkt unser Cortisolspiegel, welcher die Grundlage für unser Stresserleben ist – das hat uns über Jahrtausende stärker gemacht und unser Überleben gesichert. Einige Evolutionsforscher sehen in unserem Kooperationsverhalten den Grund für den evolutionären Erfolg der Menschheit (*). Wir kooperieren, wir tauschen uns aus, erreichen gemeinsam Ziele und fühlen uns dabei richtig gut.

Robinson Crusoe Effekt

Allerdings kann es im Ausland besonders schwierig sein Anschluss zu finden. Nach der ersten “Honeymoon-Phase”, in der das neue Leben aufregend und bereichernd ist, fühlen sich viele Expats und Auswanderer ähnlich wie Robinson Cruisoe: gestrandet und einsam. Die neuen Bekanntschaften sind noch nicht gewachsen und die unterschiedlichen Kulturen erschweren den Aufbau tieferer Kontakte. Dabei scheinen die Daheimgebliebenen nur die Trauminsel zu sehen – Zuhause scheint das alles so viel einfacher zu sein.

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February 14, 2019

Auswandern: Sich in der Ferne zu Hause fühlen

In der aktuellen Ausgabe der PSYCHOLOGIE bringt dich weiter (2/19) berichtet Autorin Natalie Hanssen von ihrer Auswanderung nach Dänemark und ihrem Gefühl nirgends dazuzugehören.

In meinem Interview (*) mit dem Magazin habe ich deshalb die Frage beantwortet, was man tun kann, um sich im Ausland zu Hause zu fühlen und, wie man sich am besten vorbereitet. Aber auch welche Chancen der Schritt ins Unbekannte bietet.

Davon inspiriert, habe ich nach euren Erfahrungen gefragt und viele ehrlichen und lustige Antworten erhalten. Vielleicht hilft die folgende Auswahl dabei, eigene Ideen zu entwickeln, was "Zuhause" alles bedeuten kann:

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February 13, 2019

Mit Eisenhower und Buddismus gegen Stress

Top 3 Herausforderungen für Expats: Teil 1

Das Arbeiten im Ausland kann sehr herausfordernd sein. In dieser Serie findest du die – aus meiner Sicht – Top 3 Stressoren für Expats und Wege, wie man damit umgehen kann: Teil 1 Stress.

Lange Arbeitszeiten, der Druck sich beweisen zu müssen und wenig Ausgleich führen bei vielen Expats zu Stress. In einer Studie (*) gaben über 50% der Expats an überarbeitet zu sein. Dabei arbeiteten sie durchschnittlich 13,4 Stunden die Woche mehr, als ihre Vergleichsgruppe im Heimatland. Außerdem erhöht die Rund-um-die-Uhr-Erreichbarkeit durch Smartphones den Druck. Zusätzlich ist Stress ein Risikofaktor für körperliche und psychische Erkrankungen (*).

die Dreifaltigkeit

Kaluza (*) hat Stress auf Grundlage des transaktionalen Stressmodells betrachtet und drei verschiedene Ebenen beschrieben: den Stressor, die persönlichen Stressverstärker und die eigene körperliche und psychische Stressreaktion (siehe Abbildung). Der Stressor ist der äußere Stressauslöser z.B. Konflikte oder Fristen. Persönliche Stressverstärker sind Gedanken, Bewertungen oder Ansprüche, die die Situation noch weiter anheizen. Die Stressreaktion sind die psychischen und körperlichen Beeinträchtigung, wie Schlafstörungen, Kopfschmerzen etc. Betrachtet man alle drei Ebenen, lässt sich Stress durch instrumentelle, mentale und regenerative Kompetenzen begegnen.

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February 5, 2019

Jetlag trifft Morgenroutine

oder: Wenn das Leben dir Zitronen gibt, mach Limonade draus!

Es ist 5:16 und du liegst wach im Bett. Dabei könntest du noch zwei Stunden schlafen! Doch dein Körper befindet sich noch einer anderen Zeitzone. Egal ob Weltenbummler, Expat oder Auswanderer, mit Jetlag haben alle von Zeit zu Zeit zu kämpfen.

Zitronen

Jetlag ist eine ganz natürliche Reaktion unseres Körpers auf Reisen über Zeitzonen hinweg. Denn der zirkadiade Rhythmus, der z.B. Hormonausschüttung und Körpertemperatur steuert, ist noch im alten Takt (*).Das kann dann neben Schlafstörungen, zu Appetitlosigkeit, sowie geringerer Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit führen. Bis sich alles wieder eingependelt hat, können bis zu 2 Wochen vergehen. Um die Symptome gering zu halten, empfehlen Mediziner Lichttherapie, ausgewogenes Essen oder auch Melatoninpräperate (*).

Was aber, wenn der Jetlag zugeschlagen hat und an Schlaf nicht zu denken ist? Die meisten Jetlag Geplagten berichten, dass sie im Bett liegen und grübeln, sich stressen, planen, im Internet surfen und weiter grübeln.

Typische Gedanken sind dann: „Ich werde total müde sein und den Tag nicht genießen.“  „Ich werde keinen Job bekommen, weil ich unkonzentriert bin“. „Ich werde einen schlechten Eindruck machen.“ Oder zusammengefasst: „Der Tag ist jetzt schon gelaufen.“

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January 28, 2019

Selbstkonzept im Ausland

„Der kürzeste Weg zu sich selbst führt um die Welt herum.“

(H. Keyserling 1880 - 1946)

Wir alle sind doch immer auf der Suche – der beste Kaffee, die schönste Wohnung, der perfekte Partner und auch irgendwie auf der Suche nach uns selbst. Doch wie gelangen wir zu uns und gibt es dafür eine Abkürzung?

graue Theorie

Fangen wir erstmal mit der Theorie an. Die Psychologie hat rund um „das Selbst“ verschiedene Konzepte entwickelt wie Persönlichkeit, Selbstkonzept, Identität oder Schemata. Alle diese Konstrukte versuchen immer wieder zu beschreiben, wer wir sind und was das für unser Verhalten bedeutet. Eine verbreitete Definition von Allport (*) beschriebt Persönlichkeit so: „Persönlichkeit ist die dynamische Organisation derjenigen psychophysischen Systeme im Individuum, die dessen charakteristisches Verhaltensmuster, Denken und Fühlen determinieren.“ Die Persönlichkeit ist also wandelbar und nicht statisch. Außerdem hat sie Einfluss auf unser Denken, Fühlen und Handeln – und das macht uns einzigartig. Es ist das, was uns von unserem Gegenüber unterscheidet. Um herauszufinden was unsere Persönlichkeit ausmacht, müssen wir nicht nur uns, sondern auch die anderen zunächst wahrnehmen.

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